Wie wir zur Gefangenenmission kamen!

Hartmut (Leiter der Jesus-Gruppen)

Hartmut Köllner
Hartmut Köllner

Bald nach meiner Bekehrung im Jahre 1983 wurde der Wunsch in mir immer stärker, den Gefangenen das Evangelium von Jesus Christus weiterzugeben. Das Wort vom Kreuz, das mir eine Umkehr und andere Denkungsweise geschenkt hat das, so empfand ich es, kann auch jedem anderen Menschen helfen. Da ich in der JVA Stuttgart arbeitete war es nahe liegend, an die Gefangenen das Wort Gottes weiter zu geben.

So wurde mit viel Gebet und verschiedenen Fingerzeige Gottes mir bald klar:"Den Gefangenen das Evangelium zu bringen ist Dein Auftrag von Gott (näheres; Wie alles begann). Aus der zunächst aus sechs Gefangenen bestehenden Gruppe wurden schnell zwölf. Weitere Mitarbeiter und Gruppen kamen dazu, sodass wir heute auf sieben Gruppen und 12 Mitarbeiter blicken dürfen.

Unserem Herrn Jesu Christus sei alle Ehre dafür!

Gottes Berufung

Maria Köllner
Maria Köllner


Seit dreizehn Jahren arbeite ich in der Jesus – Gruppe mit. Das ist ein großes Wunder in meinen Augen. Hartmut kann in diesem Jahr auf 20 Jahre Dienst an den Gefangenen zurückblicken. Ich stand zwar immer hinter der Arbeit, konnte aber auf Grund Jahrzehnte langer Krankheit in keiner Weise an eine Mitarbeit denken.
Eines Nachts redete Gott im Traum zu mir worin er mir den Auftrag gab, in der Jesus-Gruppe mit zu arbeiten. Darauf antwortete ich:“Ich kann diese Arbeit doch gar nicht tun. Ich bin doch so krank.“ Gottes Antwort kam prompt:“In den Schwachen bin ich mächtig.“
Am Morgen erzählte ich es meinem Mann, der natürlich entsprechend sprachlos reagierte und wir beide davon ausgingen, dass es doch von den Umständen her unmöglich war, in diesen Dienst mit einzutreten. Ohne dass mein Mann und ich darauf reagierten verging fast ein halbes Jahr.
Dann griff Gott in die Situation ein. Die Mitarbeiterin mit der mein Mann zu den Frauen nach Leonberg ging war verhindert. Alleine konnte er die Gruppe dort nicht machen. So blieb ihm nichts anderes übrig als eine Genehmigung zu beantragen, damit ich mitgehen konnte. Es wurde ein sehr gelungener Abend. Die Frauen baten mich wieder zu kommen. So wurde ich als ehrenamtliche Mitarbeiterin zugelassen und konnte dann immer an den Gruppenabenden der Frauen und später auch bei den Männern teilnehmen.
Obwohl mein Gesundheitszustand sich zunächst nicht verbesserte, gab der Herr immer die notwendige Kraft meinen Dienst an den Gefangenen aufrecht zu erhalten. Manchmal konnte ich erst ein paar Stunden vorher aufstehen. Es hat aber immer kräftemäßig gereicht. Gott sei alle Ehre dafür.
So gehe ich jetzt seit meinem ersten Besuch im Frauengefängnis jeden Freitag als Mitarbeiterin ins Gefängnis mit. Gott schenkt mir dabei immer Gelingen. Seit einem Jahr geht es mir auch gesundheitlich etwas besser. Ich bin voller Dankbarkeit und Freude diesen Dienst tun zu dürfen.
Maria Köllner

Werner englische Jesus-Gruppe

Werner Mathes
Werner Mathes Werner ist Mitglied der Gemeinde Gottes in Allmersbach im Tal

Im Jahr 1989 kamen wir als Familie nach Stuttgart, da ich dort eine Arbeit gefunden hatte. Als Gemeinde schenkte Gott uns die Volksmission in Stuttgart-Zuffenhausen ( heute: Christliches Zentrum Volksmission Stuttgart ), in der wir uns sehr wohl fühlten. Hier wurden auch Zeugnisse und Berichte vorgetragen. Einmal berichtete Hartmut Köllner von der Jesus Gruppe in Stammheim. Ich dachte zu dieser Zeit, dass das auch etwas für mich wäre, unternahm aber keine weiteren Anstrengungen diesem Impuls nach zu gehen.
In dieser Gemeinde gibt es an einem Nachmittag im Monat eine Veranstaltung für Familien. Diese besuchten wir regelmäßig und lernten so auch Ernst Otto Mayer kennen. Zum Ende des Jahres gab es immer Gemeindefreizeiten. Lange vor dieser Freizeit in Freudenstadt – im Jahre 1990 - sagte Ernst zu mir, dass er mich auf der Freizeit etwas fragen wollte. Dort angekommen trafen wir Ernst am Eingang, der zur Regelung der Formalitäten dort saß. Gleich nahm ich die Gelegenheit wahr und fragte ihn: „Jetzt lass mal raus, was du mich fragen willst“. Seine Frage ob die Jesus-Gruppe in Stammheim nicht das Richtige für mich wäre, war dann ein weiterer Hinweis, dass Jesus hinter mir stand und eventuell auch mich in dieser Arbeit gebrauchen wollte. Nach einigem Beten und Nachdenken nahmen wir dann Kontakt mit Hartmut und Maria Köllner auf. Diese besuchten uns, erzählten uns über die Arbeit der Jesus-Gruppe und freuten sich über meine Bereitschaft, in der Gruppe mitzuarbeiten. So ging ich mal einen Tag mit ins Gefängnis voller Erwartung, was da wohl auf mich zukommt. Aber da waren ganz normale Menschen wie Du und ich - vielleicht doch eher wie ich - und für mich wurde klar, dass ich mich dort einbringen konnte und sollte. So begann meine Arbeit in der Jesus-Gruppe.
Es ist immer wieder interessant zu sehen, was Gott tut, um neuen Mut und neue Kraft zu schenken. Da in der Jesus-Gruppe für Jugendliche, in der ich mitarbeite, englisch gesprochen wird, muss Gott mich jede Woche neu ausrüsten mit den richtigen Worten, mit Kraft aus der Höhe und mit heiligem Geist. So sendet Gott auch immer wieder Menschen, die mich ganz bewusst über Situationen in meinem Leben aufklären. Ich hatte schon mehrmals erfahren, dass Gott durch Gefangene zu mir redet. Gott ist einfach super. In den englischen Gruppen gibt es oft auch Prediger, so dass die Predigt von einem Gefangenen gehalten wird, was uns dann auch wieder neue Kraft gibt. Wir dürfen im Gefängnis einen weiteren Gottesdienst pro Woche erleben!
Wo bleibst Du und wann machst Du endlich mit?

Werner Mathes

Josef war Mitarbeiter der deutschen Jesus-Gruppe

Josef Antritt
Josef Antritt Josef ist Mitglied der Biblischen Glaubensgemeinde BGG Stuttgart

Wie bin ich zur Jesus-Gruppe gekommen?
Mir ist bewusst geworden, wie alles im Leben durch die Hand Gottes gelenkt wird und die innere und Äußere Entwicklung durch ihn bestimmt wird.
Im Jahre 1997 kam ich bei einem geschäftlichen Kundenbesuch mit Werner Mathes über den Glauben ins Gespräch. Anlass war ein Aufkleber von „Pro Christ“ auf seinem Monitor. Wer Werner kennt, weis, dass er schnell und direkt Menschen anspricht, und auf den Punkt kommt. Ich glaube, es war dann der zweite geschäftliche Kontakt mit Werner, als er mich auf den Gefangenendienst in der Jesus-Gruppe in Stuttgart-Stammheim ansprach.

Nach Kontaktaufnahme mit Hartmut Köllner konnte ich ein erstes Mal bei einem Gruppenabend im Gefängnis teilnehmen. Mit der Mitteilung in einer Gefangenen Gruppe mitzuarbeiten, erntete ich nicht unbedingt Beifall in meinem Umfeld. Trotz manchem Nichtverstehen konnte ich mit tiefen innerem Frieden in der Entscheidung, im Gefängnis mitzuarbeiten, ruhen. Ein Jahr später war es dann für mich soweit, dass ich nach Erledigung aller Formalitäten endlich den „Dienst“ aufnehmen durfte. Seither betreue ich an der Seite von Ernst Otto Mayer am Donnerstagabend die Gefangenen in der englischen Jesus-Gruppe.

Doch zurück zum Ausgangspunkt. Nach meiner Bekehrung hat Gott angefangen, mein Leben zu verändern. Ein ehemaliger Studienkollege lud mich ein, mit ihm zusammen nach Uganda zu reisen. Eigentlich wusste ich nicht so richtig, was ich in Uganda eigentlich soll. Nach mehrmaligem Drängen meines Freundes entschloss ich mich, dann doch mitzugehen. Die geistlichen Erfahrungen die ich dort auf der Missionsstation von Missionar Siegmar Göhner machte, haben meine Beziehung zu Jesus ganz neu inspiriert. Es war, als hätte ich den Zugang zu Gott und dessen wahre Existenz dort in Uganda erst richtig realisiert. So schloss sich der Kreis wieder. Denn in Hartmut Köllner und Ernst Otto Mayer traf ich auf Männer, die, wie Siegmar Göhner, zur Volksmission gehören
Ich bin kein Pastor, habe keine Bibelschule besucht, bin völlig unmusikalisch und bin als technisch orientierter Mensch auch keiner, der gerne viel redet. Aber ich gehe jeden Donnerstag mit Freude im Herzen ins Gefängnis nach Stuttgart-Stammheim.

Josef Antritt

Leider kann Josef aus persönlichen Gründen nicht mehr an der Gruppe teilnehmen!

Robert war langjähriger Mitarbeiter

Robert Young
Robert Young Robert ist Mitglied der Volksmission in Stgt. Zuffenhausen

Ich habe mich mit 11 Jahren auf einem Sommer-Zeltlager bekehrt. Ich kam aus einer armen Familie und so bin ich Monate lang in die Schule gelaufen statt mit dem Bus zu fahren, um meine erste Bibel zu kaufen. Schon als Teenager wollte ich Missionar werden. Ein Bruder gab mir einen Rat und sagte, dass ich studieren sollte um ein Diplom zu bekommen, damit ich überall hin reisen könnte, um Jesus zu dienen. In meiner Jugend war ich sehr aktiv, um Menschen für Jesus zu gewinnen. Ich führte eine christliche Gruppe in der Schule, führte eine christliche Jugendgruppe und half, ein christliches Café in meiner Stadt zu beginnen. Ich leitete auch einen Gebetstreff für alle Pastoren in meiner Stadt, was später zu einer großen Evangelisation in diesem Gebiet führte.
Im Jahre 1985 kam ich nach Deutschland und wurde 1990 geführt, in die Volksmission nach Stuttgart-Zuffenhausen zu gehen. Als ich nach Deutschland zog, sagte mir der Herr, dass Er mich segnen und zum Segen machen würde. Ich hörte, dass die Gemeinde einen Gefängnis-Dienst hatte, und ich war sehr interessiert, solch eine Arbeit zu machen. Ich sagte dem Herrn, dass es mich interessierte, im Gefängnis zu arbeiten, aber Er müsse mir zeigen, ob es sein Wille sei. Ich bat ihn um ein Zeichen in der Gestalt, dass mich jemand fragen sollte, ob ich Interesse hätte, im Gefängnis zu arbeiten. Am folgenden Sonntag wurde ich überrascht, wie oft das Wort "Gefängnis" ausgesprochen wurde. Nach dem Gottesdienst kam Werner Mathes auf mich zu und fragte mich, ob ich Interesse hätte, im Gefängnis zu arbeiten. Natürlich sagte ich sofort "Ja". Ich war vollkommen neu in der Gemeinde und deshalb erstaunt, dass er mich ansprach. Zur Begründung sagte Werner, dass sie für einen Engländer gebetet hätten, um eine englische Gruppe aufzubauen. Deshalb war ich eine Gebetserhörung. Es dauerte einige Monate für die offizielle Erlaubnis, aber dann ging ich zu meiner ersten Jesus-Gruppe in Stammheim. Es war mein erstes Mal in einem Gefängnis und ich musste weinen, als ich die Männer ohne Hoffnung sah. Aber Jesus ist unsere Hoffnung, und es ist großartig zu sehen, wie das Evangelium von Jesus das Leben von Männern im Gefängnis verändert. Ich fing an, indem ich in der deutschen Gruppe aushalf, und später, 1993, begannen wir die erste englische Gruppe zusammen mit Detlef Guderian.

Robert Young

Robert mußte sich beruflich verändern. Er ist in der Schweiz, in Zürich und macht dort einen tollen Gebetsdienst in der Gemeinde von Leo Bigger!

Recep leitet die türkische Jesus-Gruppe

Recep Avser
Recep Avser Recep ist Pastor der türkischen Gemeinde in Sindelfingen

Ich arbeitete ungefähr zwei Jahre als Missionar unter Türken, als ich von einem christlichen Sozialarbeiter zur Mitarbeit im Gefängnis in Heimsheim angefragt wurde. In der Bibelstunde waren zunehmend mehr Türken aufgetaucht, die teilweise kaum deutsch sprachen, so dass sie nicht viel verstanden. Außerdem hatten sie keine Ahnung vom Christentum, da sie ja weder Religions- noch sonst einen christlichen Unterricht hatten und auch nicht in der christlichen Tradition aufgewachsen waren.

Ich sah mir die Sache an, und als ich einwilligte, mich der türkischen Inhaftierten anzunehmen, bekam ich sogar einen eigenen Raum.

Anfangs war es nicht leicht. Viele hatten kein wirkliches Interesse und wollten nur mit anderen zusammen sein oder einfach raus aus der Zelle. Es wurde sehr angeregt diskutiert und der Islam verteidigt, auch von Männern, die sich gar nicht an ihn halten. Da zu Anfang zwölf bis achtzehn Männer zur Bibelstunde kamen, hatte ich einen sehr schweren Stand. Ich war jedes Mal sehr niedergeschlagen und hatte immer mehr den Eindruck, alles sei vergeblich.

Ein junger Mann war mir aufgefallen, der eine Halskette mit einem Kreuz trug – die Bedeutung des Kreuzes kannte er jedoch nicht! Er war Aramäer; von seinem Hintergrund her orthodoxer Christ, hatte aber von Christus keine Ahnung.

Nach drei Monaten beschloss ich, zum Monatsende aufzuhören. Da geschah das Unerwartete: Dieser junge Aramäer kam zum Glauben!

Nun war ich motiviert, weiterzumachen – dem gläubigen jungen Mann zuliebe. Und siehe da, es lief immer besser! Ich fand heraus, wie ich die Stunden gestalten konnte, ohne dass es drunter und drüber ging und die Männer fanden auch immer mehr Gefallen daran. Der Neubekehrte war mir eine große Unterstützung.

So vergingen mehr als fünf Jahre. Mit der Zeit kamen ungefähr zehn Männer dort zum Glauben. Diese Arbeit bringt es mit sich, dass viel geackert und gesät wird, aber fast immer verliert sich später der Kontakt: Die Männer werden entlassen, manche abgeschoben. Einige wurden auch in andere Anstalten verlegt. Leider kamen nicht genügend Neue nach, da nach einiger Zeit Türken nicht mehr nach Heimsheim eingewiesen wurden. Das hatte zur Folge, dass die Gruppe dort eingestellt werden musste.

Ich hatte mich anfangs mit dieser Arbeit schwer getan – nun fiel mir das Aufhören schwer! Doch blieb ich nicht lange „arbeitslos“: Von Stuttgart-Stammheim kam die Anfrage, dort in der Jesus-Gruppe mitzumachen. Während die Gruppe in Heimsheim lief, konnte ich mir nicht vorstellen, noch zusätzlich in Stammheim mitzuarbeiten. Nun war das eine willkommene Gelegenheit, mit der Gefängnis-arbeit weiter zu machen.

In Stammheim bestand schon eine Gruppe, die von einem Aramäer (Stefan Üzel) ehrenamtlich geleitet wurde, dieser wollte sich aber aus Zeitgründen zurückziehen. Ich hatte jedoch keine Schwierig-keiten, diese Gruppe zu übernehmen. Eine Umstellung war nur, dass die Männer im Schnitt nur drei Monate blieben, da Stammheim Untersuchungsgefängnis ist. Nach Abschluss der Verhandlungen werden sie entweder entlassen oder zur Strafhaft in ein anderes Gefängnis eingewiesen. So geschah es auch mit einem jungen Mann, der in Stammheim kurz davor stand, sein Leben Jesus zu übergeben: er wurde verlegt – nach Heimsheim! Er blieb mit mir in Kontakt und erfuhr, dass ich früher dort Bibelstunden gehalten hatte und auch bereit war, dort wieder einzusteigen. Er hörte sich unter seinen Mitgefangenen um und konnte in wenigen Tagen sechs weitere Gefangene für eine Gruppe gewinnen. Damit war die Mindestteilnehmerzahl erreicht und ich konnte die Bibelstunden in Heimsheim wieder aufleben lassen.

In dieser Zeit kam auch ein anderer Mann in Heimsheim zum Glauben, der später in die Türkei abgeschoben wurde. Da an seinem Heimatort eine christliche Gemeinde existiert, konnte Recep ihm die Adresse geben. Er besucht jetzt mit seiner Familie (er hat fünf Kinder) den Gottesdienst dort.

Heute sehe ich Gottes Führung darin, dass ich in Heimsheim die ersten Erfahrungen mit Gefängnisarbeit machen durfte, um dann fit zu sein für Stammheim.

Recep Avser

Recep ist Pastor der "Türkisch Sprechende Kirchen-Gemeinde",
abgekürzt TKKT (für: „Türkce Konusan Kilise Toplulugu“, das ist die türkische Übersetzung des Namens). Sie versammeln sich in Sindelfingen, im Gebäude der Baptisten ("Friedenskirche").

Ernst war Leiter der engl. Jesus-Gruppe

Ernst Otto Mayer
Ernst Otto Mayer Ernst ist Mitglied der Volksmission eC. in Stuttgart-Zuffenhausen

Nach meinem 40.Geburtstag habe ich mich aus der Jugend-arbeit und Jugendleitung in meiner Gemeinde in Stuttgart-Zuffenhausen verabschiedet. Gute, zuverlässige Mitarbeiter waren durch Gottes Wirken im Glauben gewachsen.
Eine lange nicht da gewesene Freiheit mit dankbarem Rückblick erfüllte mich.
Die Herausforderung
Eine Tages fragte mich Hartmut, ob ich mir nicht vorstellen könnte, mit ihm in den Knast zu gehen, um in einer „Freizeitgruppe“ mitzuarbeiten; ich wäre ja nun freitags frei. Wie ich wusste, arbeitete Hartmut in Stuttgart Stammheim als Beamter. Ich und in den Knast? Nein, das muss ich mir nicht antun.
Der Gedanke ließ mich aber nicht mehr los. Gott tat noch ein Übriges. In einem Gottesdienst wurden als Predigttext die folgenden Verse gelesen: Matthäus 25, 31-40 „Ich bin im Gefängnis gewesen und ihr habt mich besucht...“
Meine Reaktion: Das ist alles Schwachsinn, da geht es nur um die verfolgten Christen von Waldemar Sardacuk! Stammheim hat damit überhaupt nichts zu tun. Knast? Ohne mich!
Hartmut ist mir in dieser Zeit ziemlich auf den Geist gegangenen. Ich habe möglichst einen großen Bogen um ihn gemacht. Da wir aber beide zu der Zeit in der Gemeindeleitung waren, war die nächste Sitzung unumgänglich. In seiner freundlichen und ganz zielgerichteten Art zückte er seinen Terminkalender und fragte, wann ich nun einmal am Freitag Abend mit in die Gruppe ginge. Ich wollte nicht unhöflich sein und sagte zu.
Am nächsten Sonntag: Gottesdienst Thema: Der Barmherzige Samariter . Ich fühlte mich schon ein wenig eingekreist und hatte eigentlich immer noch kein Ja zu der Arbeit.
Chaos im Knast
Der erste Zugang zum Gefängnis war für mich etwas Schockierendes; ein seltsam unwirkliches Gefühl. Die Männer wurden im Aufzug in den 8. Stock transportiert und es war unendlich laut und hektisch. Hartmut kannte einige Männer und begrüßte diese wie alte Freunde, packte seine Gitarre aus, betete und fing an zu singen. Ich war ganz einfach platt. Dann stellte er mich vor und lud mich ein zu erzählen, was Gott in meinem Leben getan hat. Ich erzählte, wie Gott mich gefunden hat, durch eine Predigt über den Verlorenen Sohn. Manche Männer hörten zu, die meisten redeten miteinander und rauchten.
Hartmut sang mit den Gefangenen und hielt ihnen eine feurige Predigt. Manche hörten zu, die anderen sahen das nicht so wichtig.
Mit einem jungen, blassen Gefangenen kam ich ins Gespräch, erfuhr dann wie der Gefängnisalltag aussieht. 23 Stunden Zelle, 1 Stunde Hofgang. Er war sehr froh, dass es nun solch eine Gruppe gab. Er versteht von Gott und dem allem gar nichts, aber das kann ja noch werden. Seine Tätowierung am Arm hat mich doch zweifeln lassen, ob das was werden könnte. Er bat mich, wieder zu kommen.
Ich war mir in diesem Moment sicher, dass ich alles, was ich seither in der Gemeindearbeit tun durfte, ein Vergnügen zu dem war, was ich hier vorfand. Hartmut war scheinbar von dem allem überhaupt nicht beeindruckt. Er fand, dass wir eine gute Zeit hatten.
Entscheidung
Nach einigen Gesprächen und abwägen, gab Gott mir eines Nachts die klare Aufgabe, in der Gefängnisarbeit mit zu wirken. In einem Traum konnte ich die Menschen sehen, die durch das Evangelium gereinigt werden von ihren Sünden .Das Bild hat deutlich gemacht, dass Gott die Sünden abwäscht und wir das Wasser des Evangeliums tragen. Nicht wir müssen die Arbeit tun, Gott ist am Werk. Nach diesem klaren Auftrag habe ich mich entschieden, mit zu arbeiten.
Seit dieser Zeit gehen wir Woche für Woche zu den Gefangenen. Woche für Woche versuchen wir, das Evangelium von Jesus Christus und die Liebe Gottes in die Gruppen zu tragen. Gott gibt uns die Kraft und die Möglichkeit, dies zu tun.
Name der Gruppe
„Die Jesus-Gruppe“ – es war sicher mutig, von Anfang an die Gruppe so zu nennen. Jeder weiß sofort, wenn er sich beim Beamten anmeldet, was ihn erwartet. Die Jesus-Gruppe ist in der JVA Stuttgart zu einem festen Begriff geworden. Schon am Tor wird per Telefon weitergegeben: „Die Leute von der Jesus-Gruppe sind da!“

Gott hat uns - und auch mich durch die Gruppe mehr gesegnet als wir investiert haben. In der englischen Gruppe, die ich von Robert Young vor Jahren übernommen habe, und meinem Partner Josef Antritt erleben wir die verändernde Kraft des Evangeliums in ganz besonderer Weise. Gott ist gut zu uns und lässt uns ab und zu erfahren, was in der Verkündigung des Evangeliums für eine große Kraft der Veränderung liegt.
Ernst Otto Mayer

Ernst war mit mir derjenige, der am längsten in der Gefangenenarbeit tätig war. Leider musste er vor ca. 3 Jahren ausscheiden.

Josef und Evi waren Leiter der JG in der JVA HN

Mitarbeitertreffen
Mitarbeitertreffen

Gottes Wirken in der JVA Heilbronn

Im Jahre 2003, bei einer Visionsfindung unserer Gemeinde, der „Gemeinde entschiedener Christen“ (GEC) in Heilbronn, war im Gebet unsere Frage, welche Aufgaben wir zum Wohle unserer Stadt übernehmen sollen. Im Ergebnis wurde uns unter anderem gezeigt, unsere Herzen für Frauen und Angehörige von Inhaftierten und für die Gefangenen selbst zu öffnen, um ihnen Hilfe im geistlichen und sozialen Bereich anzubieten. Wie das gehen sollte wussten wir damals noch nicht.

Erste Schritte begannen im Jahre 2005, nachdem wir als Gemeinde das christliche Sozialwerk Heilbronn (CSH) gründeten, um den kommenden Aufgaben in jeder Hinsicht gerecht werden zu können. Da ich in der JVA im Vollzugsdienst arbeitete, konnte ich, nach Entwurf eines entsprechenden Flyers, meinem Anstaltsleiter, Herrn Schlicher, unsere Gedanken mitteilen. Er war begeistert und unterstützte uns bei der Umsetzung dessen, was Gott uns aufs Herz gelegt hatte.

Ende April 2005 bei einem Gespräch zwischen dem Anstaltsleiter und unserem Pastor Dieter Mundt wurde das Ganze vertieft und die Vorschläge genehmigt und auf den Weg gebracht.

Schon hier konnten wir die Liebe Gottes erkennen, die in wunderbarer Weise das Optimale für unseren Dienst bereitstellte.

Der uns zur Verfügung gestellte Raum war nicht sehr einladend. Wir wollten ihn in Eigenleistung neu gestalten. Die Anstalt ließ jedoch die ganzen Renovierungsarbeiten von den anstaltseigenen Malern durchführen. Zunächst waren wir nicht sehr begeistert, da solche Maßnahmen erfahrungsgemäß länger dauern. Bis zu unserem gesetzten Termin des Beginns unserer Arbeit am 1. Juli waren es nur noch ein paar Tage. Doch Gottes Zeitplan war genial. Am 30. Juni konnte unser Pastor zusammen mit dem Anstaltsleiter den fertigen Raum besichtigen, so dass wir, wie vorgesehen, unseren Dienst in einer behaglichen und wohnlichen Umgebung beginnen konnten.

Sechs Schwestern unserer Gemeinde fühlten sich zu diesem Dienst an den Frauen berufen. Sie stellten sich im Wechsel den Frauen der Gefangenen zunächst dienstags und donnerstags zur Verfügung. Unser Ziel ist es, jeden Tag während der Woche präsent zu sein.

Voller Freude können wir jetzt bereits sagen, dass schon viele gute Gespräche geführt, das Gebetsangebot gut angenommen wurde und Gottes Führung bei einzelnen Frauen erlebt werden konnte.

Der Raum hat eine wunderbare Wandlung im Laufe der Zeit erfahren. Er wurde vom Treffpunkt zum Andachtsraum, vom Gesprächsraum zum Gebets- und Bibelleseraum.

Gott hat auch seine schützende Hand bereit über diesen Raum gehalten. Bei einem Wolkenbruch drang durch das defekte Dach Wasser in die Räume. Nur unser Raum blieb trocken. Beeindruckt meinte der Anstaltsleiter: “Ist eben ein christlicher Raum.“

Da ich in vielen Gesprächen mit den Gefangenen ihre seelische Not sehen konnte, war es mir ein besonderes Anliegen, ihnen in Form einer Gesprächsgruppe die Möglichkeit anzubieten, den Weg zur Bibel, zu Jesus Christus zu finden. „Ich bin der Weg“, sagt Jesus von sich selbst. Nur mit seiner Hilfe ist es deshalb für die Gefangenen möglich, ein straffreies Leben zu führen.

So entstand ein Gesprächskreis, der „Die Jesus-Gruppe“ genannt wurde. Am 20.10.2005 konnten wir, nach dem alle Formalitäten erledigt waren, mit der Gruppenarbeit der Jesus-Gruppe beginnen. Leider war es mir nicht vergönnt beim Start dabei zu sein, da ich mich zum zweiten Mal einer schweren Operation unterziehen musste.

Der Herr hatte mir dies schon einige Zeit vorher gezeigt, dass ich den Beginn der Gruppenarbeit nicht miterleben werde. Mit dem inneren Empfinden – es geht auch ohne mich – hatte ich Frieden über meiner Situation.

Beim ersten Treffen kamen von den elf Gefangenen, die sich gemeldet hatten, fünf, so dass wir, ebenfalls fünf Mitarbeiter, einen gesegneten Abend mit Gesang, Gebet und dem Wort unseres Herrn, verbringen konnten. Es war ein viel versprechender Anfang.

Durch meinen Arbeitsplatz im Gefängnis hörte ich immer wieder von einer Jesus-Gruppe in der JVA Stuttgart. Gefangene erzählten mir freudig, wie sie von Gottes Wort durch die Teilnahme in der Gruppe angesprochen und berührt wurden. Über „Licht im Dunkel“ der Gefangenenhilfe des BFP nahm ich Verbindung mit dem Leiter auf. Wir wurden eingeladen, an einem Gruppenabend in Stammheim dabei zu sein.

Dieses Zusammentreffen und unser Wunsch, im Heilbronner Gefängnis eine Arbeit zu beginnen, wurde von den Stuttgartern mit großer Freude aufgenommen. Für sie war es eine Gebetserhörung, da sie schon Jahre für eine Gruppe in Heilbronn gebetet hatten.

Gemeinsam begannen wir dann die Gruppenabende zu gestalten. Trotz der weiten Strecke, die unsere Geschwister auf sich nahmen, waren sie voller Freude und Liebe dabei. Wir konnten von ihren Erfahrungen profitieren und so entwickelte sich zu unser aller Freude und zur Ehre Gottes eine wunderbare Arbeitsgemeinschaft. Wir spüren immer wieder, dass wir im Willen unseres Herrn Jesus unseren Dienst tun. Seiner Hilfe und Leitung dürfen wir stets sicher sein.

So können wir nach den ersten Monaten unseres Dienstes sagen, der Herr hat Wunderbares geschenkt. Er hat uns bereits Mitarbeiter gegeben, die voller Freude mit uns ins Gefängnis gehen. Unsere Gemeinde hat nach einem Aufruf christliche Bücher gesammelt, die wir in die Gefängnisbücherei geben konnten, so dass auch über diesen Weg das Evangelium weiter verbreitet werden kann.

Wir sind tief berührt, wie Gott innerhalb eines halben Jahres uns dies alles ermöglicht hat. Wir erleben, wie wichtig es unserem Herrn ist, straffällig gewordenen Menschen sein Wort weiter zu geben. Er geht in die dunkelsten Örter, um sein Licht anzuzünden. Unserem Herrn Jesus sei alle Ehre dafür.

Josef Bierbaum

Josef und Evi, mussten leider auf grund ihres angeschlagenen Gesundheitszustandes die Arbeit in der JVA Heilbronn aufgeben.

Virgil Croitor, rumänische Jesus-Gruppe

Andreas Brändle, deutsche Jesus-Gruppe

Bernd Fischer, deutsche Jesus-Gruppe

Willy Jung, englische Jesus-Gruppe

Albert Penner, russische Jesus-Gruppe

Segej Novik, russische jesus-Gruppe

Alexander Töws, russische+deutsche Jesus-Gruppe

Simon Trautwein, deutsche Jesus-Gruppe