Bericht von Willy Weihnachten 2013

Weihnachten in der Justizvollzugsanstalt

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uch 2013 feierten wir wieder Weihnachten mit der Internationalen Jesus-Gruppe in derJVA (Justizvollzugsanstalt). In dieser englischsprachigen Gruppe sind Häftlinge aus vielen verschiedenen Nationen.
Jeder Untersuchungshäftling bekommt einen Geschenkteller mit einem Jahreskalender, Hygieneartikeln, Stollen, Kuchen und Plätzchen. Der Tisch wird mit Tannenzweigen und Kerzen dekoriert.

Nach kurzem Gebet und dem Überprüfen der Anwesenheitsliste werden als weitere Geschenke Jedem Häftling zwei Bücher in seiner Muttersprache überreicht. Die Freude darüber ist riesengroß! Die Häftlinge sind überwältigt, dass es Menschen gibt, die an sie denken und auch noch Geschenke mitbringen. Besonders wertvoll für sie sind die Bücher.
Wir lesen gemeinsam die Weihnachtsgeschichte und erzählen vom größten Geschenk Gottes an uns: Jesus Christus, denn er ist der Grund, warum wir Weihnachten feiern. Dann singen wir alle zusammen Weihnachtslieder und Lieder aus unserem Liederbuch. Wir essen Plätzchen und trinken gemeinsam Tee. Die große Freude über diesen besonderen Tag und all die Geschenke ist spürbar. Einer kann es nicht erwarten, er reißt die Verpackung auf und freut sich so sehr, als er die Bibel in seiner Muttersprache in den Händen hält. Plötzlich hat Jeder etwas zu sagen und alle reden durcheinander. Wir vergessen fast, dass wir in der JVA sind.
Einer der Häftlinge bittet, dass wir für seine Frau und Kinder beten sollen, die er gerade heute so vermisst. Da wird es ganz still in der Gruppe, Jeder denkt an seine Familie. Wir beten zusammen für jeden Einzelnen und für die Angehörigen. Einige von den Männern fangen an zu weinen.
Die Weihnachtsfeier geht viel zu schnell zu Ende, zügig werden die Geschenke und die dekorierten Tannenzweige in der Plastiktüte verstaut. Es ist ein herzlicher Abschied: „Danke für alles, danke für die Bücher, ich werde sie lesen!" Und mit der Frage: „Wann ist im neuen Jahr die nächste Gruppe?" werden sie auch schon von den Beamten abgeholt und zurück auf die Zellen gebracht. Alle sind noch ganz aufgeregt und wir hören sie im Flur und im Aufzug noch lange reden.
Ohne den EAD wäre es für uns nicht möglich, Bibeln, Literatur und Kalender in der jeweiligen Landessprache zu bekommen. Es ist für mich sehr berührend zu sehen, wie dankbar und freudig die Kalender und Bücher angenommen werden. Dafür sind wir auch dankbar.

Bericht an EAD (Evangelischer Ausländerdienst) vom Teammitglied der Jesus-Gruppen in der JVA Stuttgart,
Willy Jung