Briefe und Berichte von Gefangenen

Von Wasilius

Der Regenbogen; Zeichen des Bundes
Der Regenbogen; Zeichen des Bundes

Ein Lebenszeugnis, gegeben bei einer Veranstaltung von "Christen im Beruf" in Ravensburg

Mein Name ist Wasilius. Ich bin 28 Jahre alt und von Beruf Dreher. Ich möchte aus meinem Leben berichten, wie es vorher war und heute ist.

Mit 12 Jahren beging ich meinen ersten Einbruch
Ich bin mit drei Geschwister aufgewachsen. Meine Mutter mußte Geld verdienen den Haushalt machen und die Kinder versorgen. So hatte sie kaum für ihre Kinder Zeit.
Mein Vater kümmerte sich um nichts. Er brachte kein Geld nach Hause, obwohl er gearbeitet hat. Dadurch suchte ich Anerkennung bei meinen Freunden. Wir heckten allerhand Streiche aus und haben dabei auch gestohlen. Mit 12 Jahren beging ich meinen ersten Einbruch. Es hat mir richtig Spaß gemacht vor allem weil alles gut gelaufen ist.
Irgendwie habe ich die Bestätigung und den Nervenkitzel gebraucht. Auf diesem Wege habe ich mit 15 Jahren das erste Mal Haschisch geraucht. Es dauerte nicht lange bis wir dann das erste Mal beim Einbrechen erwischt wurden. Daraufhin gab es dann die erste Gerichtsverhandlung in der ich vom Richter abgemahnt wurde. In den Folgenden waren es dann Arbeitsstunden, Bewährung , Erziehungsheim und Gefängis.

Eine ruhige Zeit
Mit 15 Jahren kam ich in ein Heim. Dort habe ich meine Lehre als Dreher gemacht. Dies war eine ruhige Zeit, ohne Drogen, ohne Einbrüche. Ich war dort sehr gefordert obwohl es ein offenes Heim wahr und wir in die Discothek gehen und einiges Andere machen konnten.

Rückfall
Nach meiner Lehre ging ich wieder nach Stuttgart. Dort ging alles wieder von vorne los. Ich ging wieder einbrechen, konsumierte Drogen, verkaufte auch selbst. Beim Einbrechen bin ich dann wieder erwischt worden. Diesmal bin ich noch mit Bewährung davongekommen. Als ich das nächste Mal festgenommen wurde bekam ich ein Jahr Gefängnis. In Schwäbisch Hall in der Jugenhaftanstalt verbüste ich zwei drittel meiner Strafe.

Andere Dinge waren wichtiger wie Jesus
Ich bin dort irgendwie in einen Bibelkreis hineingekommen. Ich hatte erfahren, dass in der Zeit von 17 -19 Uhr, die Zellen waren um diese Zeit schon geschlossen, dieser Kreis stattfand. Ich ging dort hin ohne mir etwas davon zu versprechen. Ich hatte auch keine Ahnung, was dort auf mich zukommt. Dort hörte ich zum ersten Mal von einem lebendigen Evangelium und von Jesus Christus. Mir waren jedoch viele Dinge wichtiger als Jesus, denn ich wollte weiterhin Drogen nehmen und die Dinge dieser Welt genießen. Geld , Autos und Profit, das wars, was mich interessierte.

Ich sagte zu Jesus "nein" und zu den Drogen "ja"
Ich sah, daß ich garnicht richtig in die Thematik hineinkam. Man sagte mir zwar, "Du mußt dein Leben Jesus übergeben, dann wird es wieder aufwärts gehen, du wirst da herauskommen und alles wird wieder gut werden".
Bei allem sagte ich jedoch zu Jesus nein, aber ja zu Drogen, zum einbrechen usw. Bald wurde ich wieder auf Bewährung entlassen. Ich kam wieder nach Stuttgart wo der Drogenkonsum weiterging und auch das Einbrechen.

Ich meinte einen auf "unschuldig" machen zu können
An keiner Arbeitsstelle konnte ich es über eine längere Zeit aushalten. Die längste Zeit an einem Platz war während meiner Lehre die dreieinhalb Jahre. Sonst hielt ich es höchstens vier Monate aus. Mein erster Einbruch war sechs Monate nach meiner Entlassung. Wieder wurde ich erwischt. In der darauf folgenden Verhandlung wurde ich zu 5 Jahren verurteilt.
Beschuldigt wurde ich wegen drei Vergehen. Mit zwei davon hatte ich jedoch nichts zu tun. Ich meinte hier einen auf unschuldig machen zu können. Bin aber nicht damit durchgekommen. Für alle drei Fälle wurde ich schuldig gesprochen. Hier fing ich an zu fragen wo denn die Gerechtigkeit ist.

Jeden Tag gingen wir Haschisch rauchen
Kurze Zeit war ich in Stammheim und wurde dann nach Ravensburg verlegt. Dort arbeitete ich in der Schlosserei und habe einen Mithäftling kennengelernt mit dem ich immer Haschisch rauchen ging. Er hat mich am Anfang gleich eingeladen und wir gingen jeden Tag auf die Toilette um unsere Sucht zu befriedigen.

Ich habe Jesus kennengelernt
Eines Morgens kam er wieder zu mir und ich dachte wir gehen jetzt gleich wieder auf die Toilette um Hasch zu rauchen. Da sagte mein Freund:"Du ich rauch kein Haschisch mehr. Ich habe Jesus kennengelernt, bei mir geht das nicht mehr. Trotzdem habe ich bei ihm etwas "abstauben" können und bin rauchen gegangen.

"Flieh, Kleiner flieh"
Ich hatte von Jesus ja bereits im anderen Gefängnis gehört und so kamen wir ins Gespräch. Cirka eine Woche später gab er mir ein Buch mit dem Titel "Flieh, Kleiner flieh" von Nici Gruz. Einer, der selbst so abesackt ist wie ich. Ich habe in diesem Buch selbst erkannt, daß ich verloren bin, im selben Ausmaß wie er. Bei mir ging es zwar nicht bis zum Mord, aber ich fühlte mich in derselben Situation wie er. Dieses Buch habe ich an einem Abend in einem Zug durchgelesen. Das waren über dreihundert Seiten. Es war so packend, daß ich öfters weinen mußte.

Wenn ich diesen Schritt nicht mache bin ich verloren
Danach fing ich an die Bibel zu lesen. Ich weis nichtmehr was ich alles gelesen habe. In dem Moment spielte sich in meinem Kopf sehr viel ab. Ich hatte die feste Gewissheit, wenn ich diesen Schritt nicht mache bin ich verloren, wenn ich nicht mit Jesus gehe und ihm mein Leben gebe. Und ich habe mir da wirklich etwas versprochen.

Jesus, nimm Du mein Leben in Deine Hand
An diesem Abend bin ich auf die Knie gegangen und habe Jesus um Vergebung meiner Sünden gebeten und habe ihm gesagt:" Komm du in mein Leben und ändere du es nimm du es in Deine Hand. Ich bin danach aufgestanden, ich habe nichts gefühlt oder gespürt und dachte was ist jetzt los. Irgend etwas habe ich erwartet. Es passierte jedoch nichts. An diesem Abend ist mir trotzdem ein Gedanke durch den Kopf gegangen. Jetzt hast Du angefangen, mach so weiter! Les die Bibel, bete zu Gott und nimm das wahr, was in der Bibel steht. Als gläubiger Christ war ich noch zwei Jahre im Gefängnis. Doch es ging aufwärts.

Ein Jahr Arbeit im geschlossenen Vollzug und nur ein Tag krank!
Früher war es so, da hat man Donnerstag krank gemacht, weil da nichts los war, keine Freizeit . Nach der Arbei war gleich Einschluß, jeder in seine Zelle. Nach meiner Bekehrung machte ich da nicht mehr mit. Ein Jahr arbeitete ich im geschlossenen Vollzug und war nur ein Tag krank. Ich wollte es selbst nicht glauben.

Heute macht mir das Arbeiten Spass
In meinem Leben hat sich viel verändert. Inzwischen bin ich schon vier Jahre entlassen und habe beinahe vier Jahre im selben Betrieb gearbeitet. Jetzt arbeite ich in einer anderen Firma. Heute macht mir das Arbeiten Spass. Wenn ich daran denke, dass ich es früher nur vier Monate an einem Platz ausgehalten habe, kann ich es kaum glauben. Gekündigt wurde mir auch nicht weil ich nicht wollte, sondern wegen Auftragsmangel.

Mit Jesus kann ich über alles reden!
Es ist nicht so, daß ich mit Jesus keine Probleme habe. Früher hatte ich niemand mit denen ich darüber reden konnte, weder Mutter noch Vater oder Geschwister, jeder hat auf sich geschaut. Mit Jesus habe ich jemand gefunden mit dem ich über alles sprechen konnte, der mir helfen konnte und mein Leben in seine Hand gnommen hat. Er hat mich total verändert. Ich kann, wie schon gesagt arbeiten gehen, ich habe keinen Drang mehr zum einbrechen. Auch Drogen haben keinen Platz mehr in meinem Leben. Eine Woche nach meiner Bekehrung rauchte ich das letztemal Haschisch. Gott hat mit klar gezeigt: Das brauchst du nicht, bei mir nicht! Das, was dein Leben ausfüllt bekommst Du von mir. Mit allem möchte ich Gott die Ehre geben, besonders, daß er mein Leben so umgestaltet hat.

Anmerkung: Bruder Wasilius war in seiner Zeit in Stammheim für zwei Abende in der Jesus-Gruppe. In Ravensburg lernte er durch seinen Freund, der sich vor ihm bekehrte den Gefangenen kennen, der wohl mitgeholfen hat diesen auf den Weg zu bringen.
Dieser Bruder war mehrere Monate in der Jesus-Gruppe und hat sich noch in seiner Stammheimer Zeit bekehrt. Als er verlegt wurde waren wir noch lange Zeit telefonisch in Verbindung. Er berichtete uns , daß er immer mit zwei weiteren Gefangenen zusammen ist um über das Evangelium zu reden und zu beten. So hat Gott diesen Mann benützt um zwei Menschen aus ihrer Verlorenheit herauszuholen. Ihm allein sei alle Ehre, Halleluja!